Interview: wie Steffi von pepmeup (Stephanie Haack) sich ihre Diabetes Typ 1-Diagnose ergoogelte

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Im Jahr 2009 googelte Steffi, wie Stephanie Haack sich auf ihrem Blog pepmeup selbst nennt, ihre Symptome und entdeckte, dass sie wohl Typ-1-Diabetes hat. Nach der offiziellen Diagnose fühlte sie sich sehr allein und brauchte lange Zeit, um ihren Diabetes zu akzeptieren. Einige Jahre später entdeckte sie die DT1-Online-Community, die ihr nicht nur beim Leben mit Diabetes mellitus 1 half, sondern sie auch selbst zur Aktivistin werden ließ.

Kannst du dich und dein Engagement in der DM Typ-1-Community kurz vorstellen? 

Mein Name ist Steffi, ich bin eine 28 Jahre alte Diabetes-Aktivistin, Bloggerin und Unternehmerin aus Deutschland. Ich engagiere mich für Menschen, die mit Diabetes Typ 1 leben, teile meine persönlichen Erfahrungen mit der Community und entwerfe Produkte, um das Leben mit Diabetes etwas farbiger und lustiger machen! ?

Was hat Dich dazu bewogen, mit deinem Engagement zu beginnen? Und wie motivierst du dich bis heute? 

Vor zehn Jahren entdeckte ich meinen Typ-1-Diabetes über Google. Ich tippte meine Symptome ein, die Ergebnisse waren eindeutig und am nächsten Tag machten es die Ärzte dann offiziell. Nach der Diabetes-Diagnose habe ich allerdings jahrelang überhaupt nichts mehr zu diesem Thema gegoogelt oder anderweitig recherchiert. Es fiel mir sehr schwer, mich mit meinem Diabetes abzufinden, und ich fühlte mich mit der Krankheit sehr allein. Erst ein paar Jahre später entdeckte ich die DT1-Online-Community und merkte, dass ich gar nicht so allein war. Zu sehen, wie all diese Menschen mit Diabetes Typ 1 leben und wie sie damit umgehen, hat mich motiviert, meine eigenen Erfahrungen weiterzugeben. Und das motiviert mich auch weiterzumachen!

Eine Sache, die du gerne gewusst hättest, als du deine Diagnose bekamst? Oder die du deinem jüngeren Ich erzählen würdest? 

Ich wünschte, ich hätte die DT1-Online-Community schon früher entdeckt und erkannt, dass niemand seinen Diabetes immer perfekt im Griff hat. Nach der Diagnose hat man bei mir eine ziemlich unrealistische Erwartungshaltung aufgebaut, dass mein Blutzucker jeden Tag perfekt sein müsse. Kein Wunder, dass ich damit Schwierigkeiten hatte, denn das habe ich ganz klar nicht geschafft! Aber als ich gesehen habe, dass jede und jeder in der Diabetes-Community schlechte Tage hat, brachte mich das zurück in die Realität und gab mir Mut. Unser Bestes zu tun ist alles, was wir tun können, und die Blutzuckerwerte hin- und wieder Achterbahn fahren zu sehen gehört einfach dazu! ? Im Leben gibt es Höhen und Tiefen und bei Typ-1-Diabetes ist das genauso!

Eine Sache über Diabetes, die du nicht mehr hören kannst?  

Ich will nicht mehr hören oder sehen, dass Motivation über die Furcht vor Komplikationen läuft. Ja, es ist wichtig, die Leute aufzuklären und alles zu tun, um das Risiko von Komplikationen zu begrenzen. Es gibt jedoch noch andere, positivere Wege, um Menschen mit DM1 zu motivieren. Vor allem müssen wir Stereotypen über die Komplikationen von Diabetes abbauen. Letztes Jahr wurde bei mir Polyneuropathie im Frühstadium diagnostiziert. Was aber nicht bedeutet, dass ich gescheitert bin oder dass es meine Schuld ist. Komplikationen sind manchmal ein Teil des Lebens mit Diabetes und wir sollten lernen, mit ihnen umzugehen und ohne Scham oder Schuldzuweisung darüber zu sprechen. 

Wenn dein Diabetes eine Person wäre und du einmal in deinem Leben mit ihm sprechen könntest, was würdest du ihm gerne sagen? 

Geh nach Hause, du bist betrunken!

Dein liebster Hypo-Snack?

Saft. ?

Dein Lieblings-Low-Carb-Snack?   

Caprese-Salat. ?

Lieblingsessen mit vielen Carbs? 

Nudeln und Muffins. ??

Stichwort Diabetes-Burnout: Was denkst du darüber? Deine persönliche Erfahrung? Irgendwelche Ratschläge, wie man damit umgehen kann?

Ja, ich hatte bereits einen Diabetes-Burn-Out und viele Leute machen sowas während ihres Lebens mit jugendlichem Diabetes durch. Es ist wichtig, offener darüber zu sprechen, besonders in Diabetes-Aufklärungsprogrammen. Mein Ratschlag für Menschen, die einen Diabetes-Burnout durchmachen, wäre, Hilfe zu suchen, wenn man sie braucht. Wir müssen akzeptieren, dass wir nicht nur für Diabetes leben. Er ist nur ein Teil unseres Lebens und wir können ihm nicht unsere ganze Energie widmen. Manchmal wird es einem eben zu viel! Das ist in Ordnung, es gibt auch wieder einen Weg da raus und es wird wieder bessere Zeiten geben!

Wenn Dein Diabetes ein Lied wäre?

#BONUS: Lass uns über Reisen mit Diabetes-Typ-1 sprechen!

Reisen mit Diabetes mellitus 1 ist eines meiner Lieblingsthemen. Manche Menschen haben nach ihrer Diagnose Angst davor zu reisen und bei mir war das genauso. Mein Endokrinologe hat mir nicht geholfen. Er war gegen meine Idee, ein Auslandsjahr zu machen, und ich habe es immer bereut, dass ich damals auf ihn gehört habe. Aber seitdem treffe ich meine eigenen Entscheidungen und mache meine eigenen Erfahrungen. Ich habe jede meiner Reisen geliebt, egal ob Mountainbiken in Bolivien, Entwicklungsprojekte auf dem Land in Uganda Besuchen, Kajakfahren in Kambodscha oder mich durch New York City essen. Natürlich braucht man zusätzliches Gepäck, aber mit ein wenig Vorbereitung und Organisation können Menschen mit Diabetes so viel reisen, wie sie wollen. Ich für meinen Teil brenne darauf, wieder zu packen. ?✈

Land: Deutschland

Blog: www.pepmeup.org

Sozialer Netzwerke Profile:

PEPMEUP2015

@pepmeup.diabetesblog

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