Erfahrungsbericht: Ich habe mit meinem T1D geheiratet!

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Liebe Leserinnen und Leser,

ich heiße Marie-Noëlle, Freunde und Freundinnen nennen mich Mannose (@mannose_mn) wie den gleichnamigen Zucker, der unter anderem in Äpfeln vorkommt und wie mein Vorname „MN“ abgekürzt wird. 

Meine liebsten Hobbys sind Fotografie, Wandern und Literatur. Ich lebe mit T1D, seit ich 7 Jahre alt bin. In einigen Wochen werde ich 30. 

Dies ist mein Erfahrungsbericht über meine Hochzeit mit meinem T1D … oder so ähnlich. 

Am 12. Juni 2021 habe ich „ja“ gesagt ». Ein großartiges Ja. Ich kann Ihnen versichern, ich habe dem Mann meines Lebens mein „Jawort gegeben“, nicht meinem T1D! Die Hochzeit begann am Freitag mit dem Standesamt im Kreise unserer engsten Angehörigen, wurde am Samstag in der Kirche mit allen Gästen fortgesetzt und endete am Sonntag mit einem Brunch, bevor sich alle wieder auf den Weg machten. 8 Monate Vorbereitung für ein Wochenende im siebten Himmel. Und was sagte der Diabetes dazu? Er hat mitgemacht!

Vorbereitung

Nach unserer Verlobung in Florenz im September 2020 haben wir Ende Oktober 2020 in einem kleinen Hochzeitssalon in unserer Stadt mit der Organisation unserer Hochzeit begonnen. Wir haben uns sofort in eine wunderschöne Villa verliebt und so stand das Datum fest: 12. Juni 2021. Der Startschuss für die Vorbereitungen war gefallen!

Ernährungsberatung vor dem Tag X

Im November 2020 habe ich eine medizinische Ernährungsberaterin aufgesucht. Es war mir wichtig, vor einem der schönsten Tage meines Lebens ein paar Kilo abzunehmen, wollte aber nicht riskieren, dass mein Blutzuckerspiegel aus dem Gleichgewicht gerät. In den ersten Wochen musste ich die Dosierungen des langsamen und schnellen Insulins entsprechend anpassen. Ich habe ungefähr 5 Kilo abgenommen. Dabei musste ich meine Ernährung umstellen. 

Das hat mir sehr gutgetan und ich bin bis heute dabeigeblieben, da meiner Meinung nach bei T1D eine ausgewogene Zufuhr an Kohlenhydraten, Fetten, Proteinen, aber auch stärkehaltigen Nahrungsmitteln, Obst, Gemüse, Fleisch, Fisch und Milchprodukten ausschlaggebend ist. Kuchen und andere Süßigkeiten erlaube ich mir zwar nur gelegentlich, aber ich verzichte auch nicht darauf. Meinem Blutzuckerspiegel geht es sehr gut. 

Das Kleid

Meine Schwiegermutter war früher Modedesignerin. Natürlich würde sie mein Kleid und den Anzug meines zukünftigen Ehemannes für den Tag X schneidern. Wir haben also mein Kleid zusammen entworfen. Da mein Alltagsstil eher schlicht ist, sollte es auch mein Kleid sein. Ich träumte von einem Kleid im Empire-Stil, der meine Brust zur Geltung bringen und meine Hüften weniger betonen würde. 

Obwohl das nicht die Hauptrolle spielt, muss man bei der Auswahl des Hochzeitskleids trotzdem an den T1D denken. Man muss überlegen, wo die Insulinpumpe hinkommt oder wie man sich Insulin spritzen kann. Ich persönlich benutze Insulinpens und der Stil meines Kleides war perfekt, um am Tag X meine Boli zu verabreichen.  Ich habe mich in die Oberschenkel injiziert. Allerdings musste ich mich dazu auf ein Bett setzen, um den (etwas schweren) Stoff des Kleides abzulegen; das war normalerweise mit kurzen Kleidern nicht nötig!

Das Hochzeitsmahl und Diabetes

Mein Diabetes ist ziemlich gut eingestellt und ich muss bei der Ernährung auf nichts verzichten. Wenn ich es einmal übertreibe, nehme ich zusätzliche Einheiten schnelles und halblangsames Insulin zwei Stunden nach der Mahlzeit. Ich habe mein Menü also nicht nur nach meinem Diabetes ausgewählt.

Meinem Mann und mir war es wichtig, unseren Gästen Gourmet-Gerichte anzubieten. 

Liebe Feinschmeckerinnen und Feinschmecker, darf ich Ihnen den Mund wässrig machen? Unsere Speisekarte: 

  • Aperitif: Regionaler Schinken, Tataki vom roten Thunfisch mit Sesam, Korb mit knackigem Gemüse
  • Vorspeise: Linsencreme, knusprige Linsen, Speckemulsion vom Mangalitza
  • Fisch: Gelber Seelachs, Viennoise mit Zitrusfrüchten, ausgelassene weiße Butter mit Estragon, weißer Spargel
  • Fleisch: Entenbrust, Saft gewürzt mit Heidelbeere, Butterkartoffeln, Zucchini, leicht sautiert
  • Trou Auvergnat (Nachtisch, der u. a. aus Vanilleeis und hochprozentigem Alkohol besteht)
  • Käsebuffet
  • Hochzeitstorte (5 Torten): 3 Schokoladen, Pfirsich-Aprikose, Himbeer-Vanille, exotische Früchte, Waldbeeren-Kastanien

Der Tag X

Die Logistik zur Kontrolle meines Typ-1-Diabetes

Da ich Insulin-Pens verwende und meinen Blutzucker mit einem Kapillarblut-Messgerät messe, muss ich ständig ein Etui bei mir haben. Diese enthält alles, was ich brauche, um meinen Diabetes während des Tages zu managen. Handtaschen für Bräute gibt es leider nach wie vor nicht. Zum Glück hatte ich tolle Trauzeuginnen, die ihre Schminktasche gegen mein Diabetes-Etui eingetauscht haben! Als ich sie fragte, wussten sie bereits, dass sie mich in dieser Hinsicht würden unterstützen müssen; ich habe sie damit wohlgemerkt nicht am Tag X überfallen! ?

Blutzucker-Einstellung

Gut, ich gebe es zu, meine Blutzuckerwerte waren am 12. Juni nicht die besten meines Lebens mit T1D. 

Wollen Sie ein Beispiel? 

  • 07:15 Uhr – 3,39 g/l
  • 13:59 Uhr – 3,00 g/l
  • 19:09 Uhr – 3,13 g/l

Und wissen Sie was? Egal. An diesem Tag war mein T1D bei Weitem nicht meine Top-Priorität! Zwischen Euphorie, Schlafmangel, Aufregung und reichlich Emotionen ging es einfach nicht anders. Mein Typ-1-Diabetes ist gut eingestellt (mein letztes glykosyliertes Hämoglobin (HbA1c) lag bei 6,4) und ich praktiziere keine funktionelle Insulintherapie. Wenn ich am Tag meiner Hochzeit kein Auge zugedrückt hätte, wann hätte ich es denn sonst tun sollen? 

Der 3 Gramm-Spiegel den ganzen Tag über hat mich in keiner Weise daran gehindert, meine Hochzeit zu genießen. Wahrscheinlich habe ich dank meiner Euphorie das „schwammige“ Gefühl bei einer Hyperglykämie ganz vergessen. 

Was den Alkohol angeht, habe ich sehr guten Wein zum Essen und abends 1 Glas starken Alkohol getrunken. Ich wollte nüchtern bleiben, um diesen Tag in vollen Zügen genießen zu können. 

Die Flitterwochen

Damit das klar ist, hier geht es um meine Flitterwochen, nicht um die meines Diabetes.

Als Ziel haben wir uns Guadeloupe ausgesucht. Wenn alles klappt, reisen wir im Februar 2022. 

Wie immer wird der Diabetes meinem Rhythmus folgen. Es wird mein erster Langstreckenflug sein. Ich werde mit Zeitverschiebung und Hitze klarkommen müssen. Ich rechne damit, ein paar Tage zum Eingewöhnen zu brauchen, aber dann wird sicher alles gut gehen. Meine kleine Box für die Zuckerzufuhr wird mich in der Kameratasche beim Wandern und in der Badetasche an den Strand begleiten, damit ich mein „Farniente“ sorglos genießen kann, ohne eine Entgleisung meines Blutzuckerspiegels zu riskieren.  

Sagten Sie „Diabetes-Flitterwochen“? 

Ja, das gibt es! Man spricht von „Flitterwochen“, wenn kurz nach der Diagnose Typ-1-Diabetes der Insulinbedarf zurückgeht und der Blutzucker erstaunlich einfach zu kontrollieren ist. Diese Phase ist oft nur vorübergehend und kann unterschiedlich lange dauern.

Ich bin eine glückliche Braut und eine Prinzessinnen-Hochzeit mit T1D ist absolut möglich! Man darf nur nicht vergessen, ihn mit einzuladen. 

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