Wie gehen die Betroffenen in jedem Alter mit Diabetes Typ 1 um?

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Obwohl Diabetes Typ 1 am häufigsten im jungen Alter auftritt (meist vor dem 20. Lebensjahr, um das 12. Lebensjahr herum) und deshalb nicht von ungefähr auch als „juveniler Diabetes“ bezeichnet wird, kann er prinzipiell in jedem Alter diagnostiziert werden. Bei Diabetes Typ 1 kann das Alter der Betroffenen folglich variieren. Bei Neugeborenen, Jugendlichen, jungen Erwachsenen oder älteren Menschen kann ein Typ-1-Diabetes viele Formen annehmen und spezifische Probleme verursachen. Wir stellen Ihnen in diesem Artikel jede Diabetes-Typ-1-Lebensphase mit Ihren Höhen und Tiefen vor.

Typ-1-Diabetes: Einige Zahlen zum Alter der Betroffenen

  • In Deutschland leben ca. 350.000 Menschen mit Diabetes Typ 1. Ca. 30.000 davon sind Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren.
  • Dies entspricht ungefähr 0,4% der bundesdeutschen Gesamtbevölkerung.
  • Jedes Jahr sind ungefähr 3.000 zusätzliche Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren von Typ-1-Diabetes betroffen. Dabei steigt die Rate Neuerkrankungen steigt jedes Jahr um 3-5%. Fachleute erwarten, dass dieser Trend auch in Zukunft anhalten wird.
  • Jährlich erkranken rund 4.000 Erwachsene an Diabetes mellitus 1. Männer sind dabei häufiger betroffen als Frauen.
  • Typ-1-Diabetes macht insgesamt nur ca. 5% aller Diabetes-Fälle in Deutschland aus. Fast alle anderen Diabetes-Diagnosen betreffen Menschen mit Diabetes Typ 2.

Diabetes mellitus beim Baby und Kleinkind

Vor dem Alter von 6 Jahren hat ein Kind in der Regel kein Krankheitsbewusstsein, erst ab dem Alter von 7 Jahren entwickelt es ausgefeilte kognitive Prozesse, die es ihm ermöglichen, seine Krankheit zu verstehen. Es ist jedoch möglich, dass Kinder sich an verschiedene Ereignisse, die mit der Entdeckung des Diabetes mellitus beim Baby zusammenhängen erinnern. Dazu gehören unter anderem Arztbesuche, Krankenhausaufenthalte, wiederholte Blutabnahmen, An- und Abkoppeln der Insulinpumpe, Insulingaben und Spritzen. 

Die Diagnose von Typ-1-Diabetes beim Säugling oder Kleinkind stellt in jedem Fall einen Umbruch für die Eltern dar, da sie eine Umstrukturierung innerhalb der Familie erforderlich macht. Die therapeutische Ausbildung richtet sich hier direkt an die Eltern und erst später an das Kind, das mit Diabetes Typ 1 lebt, da es in dieser frühen Lebensphase die Eltern sind, die das tägliche Management der Insulinbehandlung und die richtige Ernährung ihres Sohnes oder ihrer Tochter sicherstellen müssen.

Die Insulintherapie bei Säuglingen und Kleinkindern basiert auf einem konventionellen Schema, das Basalinsulin (oder das Äquivalent im Falle der Pumpentherapie) und schnelles Insulin (Normalinsulin) zur Abdeckung der Mahlzeiten kombiniert. Pumpen sind oft die am besten geeignete und einfachste Behandlungsart für Babys, da sie mehrfache tägliche Injektionen vermeiden. 

Stillen und Ernährung von Babys, die mit Diabetes Typ 1 leben

Nach einer Schwangerschaft steht jede Mutter vor der Entscheidung, ob sie stillen möchte oder nicht. Das Stillen von Kindern mit Typ-1-Diabetes wird bis zu 6 Monaten empfohlen, ebenso wie bei Kindern ohne Diabetes mellitus, und kann darüber hinaus fortgesetzt werden. Was die Änderungen der Ernährung Ihres Kindes betrifft, so wird empfohlen, sie in gleicher Weise wie bei Kindern ohne DM Typ 1 vorzunehmen.

Die Herausforderungen bei Diabetes Typ 1 in der Kindheit

Mit dem Übergang zur Kindheit durchlebt Ihr Sohn oder Ihre Tochter, die mit Diabetes Typ 1 lebt, den Wechsel von der totalen Abhängigkeit zur progressiven Verselbständigung: Diese Übergangsphase ist sehr wichtig, damit das mit Diabetes Typ 1 lebende Kind die Diagnose versteht und auch später noch gut damit umgehen kann. 

Im Alter von 7 Jahren fangen Kinder an, verschiedene Sportarten auszuprobieren und gehen bereits zur Schule, wodurch mit Diabetes Typ 1 lebende Kinder sich, meist zu diesem Zeitpunkt erst, ihrer Diabetesdiagnose richtig bewusst werden. Sie haben immer mehr Kontakt mit Kindern, entwickeln ein eigenes Bewusstsein und fangen an sich zu vergleichen.

Im Laufe der Zeit wird das Kind, mit Unterstützung der Eltern, immer mehr Fähigkeiten erwerben, um seine Therapie und Diabetes mellitus 1 zu bewältigen und gut zu managen. Je nach Alter können Selbsthilfefähigkeiten erworben werden, wie z.B.:

  • das Verständnis der Krankheit,
  • technische Handgriffe zur Überwachung und Kontrolle des Blutzuckers,
  •  der Umgang mit Hypo- und Hyperglykämie (Unter- und Überzuckerung), und
  • das Schreiben eines Blutzuckertagebuchs

Mit anderen Worten: Wenn das Kind es schafft, sich einzubringen und auch Lust hat, mehr über Diabetes mellitus zu lernen, kann es umso besser und schneller mit dem Diabetes umgehen und früher Eigenständigkeit im Diabetesmanagement erlangen. Auch wenn die Diagnose von Diabetes Typ 1 unabhängig vom Alter der Betroffenen ist, gibt es Unterschiede, wie die Diagnose von Betroffenen verarbeitet und aufgenommen wird.

In der Pubertät, vor allem den Kontakt aufrechterhalten

Die Zeit des Heranwachsens von der späten Kindheit bis hin zum Erwachsensein, ist eine Phase des Umbruchs auf hormoneller Ebene, aber auch in Beziehung zu seinem Umfeld und seinen Altersgenossen. 

Wenn Diabetes Typ 1 bereits im Kindesalter diagnostiziert wurde, ist die Pubertät oft eine Zeit, in der die Behandlung unterbrochen wird und es zu schwankender Stoffwechsellage kommt. Hinzu kommen Veränderungen im Lebensstil: 

  • Mehr Sport wie Fußball, Handball, Volleyball, Tennis, Turnen, Leichtathletik etc. 
  • eine andere Ernährung (ein Stück Pizza mit Freunden nach der Schule essen, der Döner auf die Hand oder anderes Fast Food, ist in diesem Alter besonders beliebt), oder
  • häufiges Ausgehen mit möglichem Konsum von Alkohol und anderen Substanzen.

Das Risiko akuter Diabetes-Komplikationen wird in dieser Lebensphase vor allem durch 2 Szenarien erhöht: Erstens haben die Eltern einfach nicht mehr zu jedem Zeitpunkt die Kontrolle und das ist auch ganz normal, schließlich will niemand zu den Diabetes-Helikopter-Eltern gehören, und zweitens kommen die veränderten Lebensgewohnheiten hinzu. 

Die Hauptkomplikationen bei Jugendlichen sind Hypo- und Hyperglykämien, die aufgrund einer mehr oder weniger vollständigen Unterbrechung der Insulinbehandlung (unfreiwillige Pumpenpausen, Spritzpausen etc.) zur Ketoazidose führen können. Mit dem Übergang ins Erwachsenenalter nehmen diese Komplikationen jedoch in der Regel ab. 

Wenn Diabetes Typ 1 im Jugendalter entdeckt wird, kann die Akzeptanz bei den Jugendlichen besonders schwierig sein. Das Festhalten an einer Therapie kann sich als problematisch erweisen und die zuvor beschriebenen Schwierigkeiten treten häufiger auf.

Diabetes Typ 1 im Erwachsenenalter

Die Entdeckung von Typ-1-Diabetes bei jungen Erwachsenen ist oft erschütternd und die Art der Feststellung klassisch. 

Bei älteren Menschen um das 50. Lebensjahr herum, kann sich Typ-1-Diabetes, als echter Typ-2-Diabetes herausstellen, insbesondere bei übergewichtigen Personen (zu hoher Body Mass Index, kurz BMI). Es gibt jedoch einige Anhaltspunkte, die eher für die Diagnostik Typ-1-Diabetes sprechen: 

  • das Fehlen einer familiären Vorbelastung (Familienanamnese), und
  • die Notwendigkeit einer raschen Intensivierung der Behandlung, um die Hyperglykämie zu korrigieren, wobei innerhalb kürzester Zeit eine Insulingabe notwendig ist. 

Mit Typ-1-Diabetes alt werden

Das Leben mit Diabetes Typ 1 verändert sich mit zunehmendem Alter. 

Bei älteren Menschen gibt es ein paar Besonderheiten: Insbesondere Begleiterkrankungen (Bluthochdruck, Erkrankungen der Netzhaut, etc.) treten häufiger auf und die Ernährung verändert sich. Deshalb ist ein angemessenes Management, nicht nur für mögliche Änderungen in der Therapie, sondern auch für das allgemeine Gesundheitsmanagement, erforderlich. 

So können beispielsweise Diabetes-Therapien und -Medikamente andere Behandlungen, die bei älteren Menschen häufig vorkommen, beeinträchtigen. 

Kognitive Auffälligkeiten, aber auch neurologische Erkrankungen, wie Alzheimer oder andere Demenzen, können das richtige Diabetes-Management und Einstellung des Diabetes erschweren. Die natürliche Alterung des Körpers und die damit einhergehenden Folgen, für die Ausübung einer körperlichen Aktivität und für die verschiedenen Sinne, wie Hören oder Schmecken, müssen natürlich ebenfalls berücksichtigt werden. Die Hilfe eines Geriaters oder Allgemeinarztes wird rasch unverzichtbar sein.

Diabetes Typ 1 tritt unabhängig vom Alter der Betroffenen auf und kann Menschen vom kleinen Baby im Säuglingsalter, Kleinkinder, Jugendliche, junge Erwachsene bis hin zu Senioren im fortgeschrittenen Alter betreffen. Teil einer umfassenden Diabetes-Behandlung ist auch, sich an jeden Lebensabschnitt anzupassen.

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