Interview: «Young Leader in Diabetes» Lea Raak über Typ-1-Diabetes und psychische Gesundheit

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Lea Raak, besser bekannt als insulea.de, bekam ihre Typ-1-Diabetes-Diagnose 2011, als sie noch Schülerin war (Heute ist sie 26 Jahre alt). Sie litt zunächst lange unter Angststörungen und Depressionen und musste um ihre Genesung kämpfen. Dann entschloss sie sich das Erlebte in Engagement für andere Menschen umzuwandeln, die ebenfalls mit Diabetes Typ 1 leben und unter psychischen Problemen wie Angststörungen leiden. In unserem Interview lässt euch Lea an ihren Erfahrungen teilhaben.

Kannst Du dich und dein Engagement in der DM Typ1-Community kurz vorstellen? 

Manche Leute nennen mich Diabetes-Bloggerin, manche nennen mich Diabetes-Influencerin. Ich ziehe es vor, als Fürsprecherin der Patienten gesehen zu werden und als eine Stimme für mich und meine Diabetes-Mitpatienten, die wir unsere Zukunft gestalten. Ich habe einen Diabetes-Blog, ich bin sehr aktiv bei Instagram und schreibe für das größte deutsche Online-Magazin über Diabetes Typ 1. Außerdem wurde ich kürzlich von der Internationalen Diabetes-Föderation IDF zum „Young Leader in Diabetes“ gewählt.

Was hat dich dazu bewogen, mit deinem Engagement zu beginnen? Und wie motivierst du dich bis heute? 

Ich bekam die DM1-Diagnose, als ich als Austauschschülerin in den USA war, und weil ich zunächst falsch diagnostiziert wurde, war ich in einer sehr schlechten Verfassung, als ich nach Deutschland zurückfliegen musste, um mich behandeln zu lassen. Wegen Diabetes Typ 1 habe ich eine Angststörung entwickelt und eine Depression durchgemacht. Teilweise war ich zu schwach, um allein zu duschen. Es war ein langer Weg und ständiger Kampf, bis ich mich wieder besser fühlte. Diese Erfahrungen haben mich und meine Sichtweise auf das Leben stark geprägt. Ich habe auf die harte Tour gelernt, dass das Leben kostbar ist, und mir versprochen, nur das zu tun, was mich glücklich macht, und was mir und anderen Typ 1ern hilft zu wachsen. Mein Eintreten für Menschen mit Diabetes ist eine Art Berufung; ich möchte nicht, dass irgendjemand den Schmerz fühlt, den ich damals erleiden musste. Ich möchte Menschen mit Typ-1-Diabetes und psychischen Problemen ermutigen, ihnen helfen und sie motivieren. Was mich dazu bringt, jeden Tag in Bewegung zu bleiben, sind all die Nachrichten, die ich täglich erhalte. Meine Geschichte hat anscheinend vielen Menschen geholfen, mit ihrer eigenen Situation zurechtzukommen. Es macht mich glücklich, zu helfen und tatsächlich etwas zu bewirken! 

Eine Sache, die du gerne gewusst hättest, als du deine Diagnose bekamst? Oder die du deinem jüngeren Ich erzählen würdest? 

Hab Vertrauen! Alles wird besser werden und am Ende so ablaufen, wie du es geplant hast. 

Eine Sache über Diabetes, die du nicht mehr hören kannst? 

Es ärgert mich immer noch, wenn die Leute denken, dass mein Diabetes mellitus 1 meine eigene Schuld ist. „Iss einfach gesund und mach Sport, dann geht es weg.“ Wenn das mal so einfach wäre! Glauben die denn, dass ich nicht alles tun würde, um meinen Diabetes loszuwerden? 

Wenn dein Diabetes eine Person wäre und du einmal in deinem Leben mit ihm sprechen könntest, was würdest du ihm gerne sagen?

Das ist eine schwierige Frage! Ich bin nicht sicher, ob ich Diabetes überhaupt etwas sagen möchte. Mein Diabetes nervt mich sicherlich, aber er hat mich und meine Überzeugungen auch geprägt. Obwohl ich Diabetes nicht gerne habe, ist er Teil meines täglichen Lebens und hat mich irgendwie zu der Person gemacht, die ich heute bin. 

Deine liebster Hypo-Snack? 

Vegane Gummibärchen!

Dein Lieblings-Low-Carb-Snack? 

Mein Lieblingssnack wären gesalzene Nüsse oder gesalzene Edamame/Sojabohnen! Mein Low-Carb-Lieblingsgericht wäre Salat mit etwas Schönem wie gebratenem Tofu. 

Lieblingsessen mit vielen Carbs? 

Nudeln! 

Stichwort Diabetes-Burnout: Was denkst du darüber? Deine persönliche Erfahrung? Irgendwelche Ratschläge, wie man damit umgehen kann? 

Ich verstehe das total. Diabetes kann so anstrengend sein. Vor allem wenn man sein Bestes gibt, damit alles funktioniert. Aber an manchen Tagen klappt es einfach nicht. Wir müssen uns daran erinnern, dass wir nicht nur unsere Blutzuckerwerte sind. Es wird immer schlechte Tage geben. Und das ist in Ordnung! Es ist wichtig, einen Weg zu finden, mit diesen schlechten Tagen umzugehen und sie nicht zu sehr auf sich wirken zu lassen. Wenn ich einen schlechten Diabetes-Tag habe, versuche ich, kohlenhydratarme Nahrung zu essen und etwas Entspannendes zu tun. Aber ich denke, jeder muss seinen eigenen Weg finden. 

Wenn dein Diabetes ein Lied wäre?

Low – Florida (feat. T-Pain)

# BONUS: Was sollte deiner Meinung nach mehr diskutiert werden, wenn es um Diabetes geht? 

Themen, die stärker diskutiert werden müssen, sind psychische Gesundheit und Diabetes Typ 1 (nicht nur Angststörungen wie bei mir damals), Diabetes und Sex, aber auch Diabetes und Verhütungsmittel, Schwangerschaft und allgemeine Frauen-Gesundheit, und natürlich die Gesundheit von Minderheiten. Das Gespräch über Diabetes Typ 1 muss vielfältiger und inklusiver werden. 

Land: Deutschland 

Blog: http://insulea.de

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